Page 44 - Unser Seligenstadt Heft 26
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Ein Spaziergang Bewegung an frischer
Luft stärkt Körper
und Geist
Das zeigten Studiendaten
Im Herbst und Winter hebt die Stimmung
des Wachstumsfaktors im Blut
ist Bewegung an der von mehr als 1800 Män- stieg, ebenso wie das Volumen
frischen Luft be- nern und Frauen mit von einem Teil des Hippocam-
sonders wert- chronischen Erkran- pus, der Gedächtniszentrale des
voll. kungen, von denen Gehirns. Bei einer Kontroll-
Mediziner sich ein Teil regel- gruppe ohne Laufprogramm
raten zu mäßig zum Spa- schrumpfte es hingegen. Es
einem regel- zieren getroffen gebe eine wachsende Zahl von
mäßigen Spa- hatte. Das Laufen Belegen, dass Spaziergänge der
ziergang: „Das kam nicht nur dem Psyche guttun, schlossen For-
beugt Depres- Blutdruck, Choles- schende um Paul Kelly von der
sionen und Ge- terinspiegel und Kör- University of Edinburgh nach
dächtnisabbau vor.“ perfett zugute. Es senkte Durchsicht von rund 50 Stu-
„Gehen ist des Men- ebenso das Risiko von De- dien. Am besten nachgewiesen
schen beste Medizin“, soll pressionen. sei die antidepressive Wirkung.
der griechische Arzt Hippokra- Letzteres bestätigte auch eine Außerdem schienen ‚Setting
tes in der Antike gesagt haben. täglichem Sitzen steigt das Ri- Langzeitstudie mit 34.000 Er- und Kontext des Gehens‘ wich-
Die alte Weisheit ist aktueller siko von Herzkreislauferkran- wachsenen, die zum Untersu- tig zu sein.
denn je. Laut EU-weiten Um- kungen. Doch ein einfacher chungsbeginn körperlich und Ein Spaziergang an einen be-
fragen verbringen immer mehr Spaziergang kann helfen, sagt psychisch gesund waren. Im eindruckenden Ort, zum Bei-
Menschen zu viel Zeit im Sit- die promovierte Medizinerin Verlauf von elf Jahren entwi- spiel mit einer schönen
zen: in Schule und Studium, am Petra Jürgensvom Medizinisch- ckelten knapp 1600 von ihnen Aussicht, bessert die Gefühls-
Arbeitsplatz oder auf dem Sofa. Psychologischen Institut des eine Depression. Den Analysen lage offenbar besonders. Für
TÜV.
Bereits ab viereinhalb Stunden zufolge wären 12 Prozent weni- eine Studie aus dem vergange-
ger erkrankt, wenn alle zumin- nen Jahr sollten ältere Ver-
dest eine Stunde pro Woche suchspersonen acht Wochen
körperlich aktiv gewesen wären lang wöchentlich einmal eine
– egal wie intensiv. Viertelstunde spazieren gehen.
Es genügt sogar schon, eine Die Hälfte sollte dabei gezielt
Runde auf einem Uni-Campus Orte aufsuchen, die Staunen
oder in einem Uni-Gebäude zu oder Ehrfurcht weckten. Nach
laufen, wie Forschende an der eigener Auskunft fühlte sich
Iowa State University beobach- diese Gruppe nach dem Laufen
teten. Nach einer zwölfminüti- froher als Spazierende ohne
gen Tour fühlten sich eine solche Instruktion. Auf
Studierende im Schnitt heiterer Fotos, die sie dabei von sich
und tatkräftiger als jene, die selbst machen sollten, lächelten
ebenso lange im Sitzen diesel- sie mehr, und sie berichteten im
ben Orte auf Fotos oder Videos Alltag über weniger Stress und
betrachtet hatten. Die antide- mehr Wohlwollen gegenüber
pressive Wirkung beruht wahr- anderen Menschen. Die For-
scheinlich darauf, dass schenden glauben, Ehrfurcht
Bewegung einen so genannten lenke die Aufmerksamkeit weg
Wachstumsfaktor im Blut anrei- von der eigenen Person und för-
chert. „Der Wachstumsfaktor ist dere ein Gefühl von Verbunden-
ein Protein, das die Neubildung heit mit der Welt.
von Nervenzellen fördert“, er- „Jede Art von Herumlaufen
klärt die Medizinerin Petra Jür- hilft“, sagt Petra Jürgens, „und
gens. Eine Studie hat den Effekt sei es nur der Gang ins Nach-
im Gehirn nachgewiesen. Äl- barbüro.“ Gerade nach einem
tere Erwachsene gingen zu- stressigen Tag empfiehlt die
nächst dreimal pro Woche 10 Medizinerin aber einen Spazier-
Minuten spazieren; im zweiten gang an einen schönen Ort, „um
Monat steigerten sie sich auf 40 auf andere Gedanken zu kom-
Minuten. Die Konzentration men“.