Page 33 - 1250 Jahre Klein-Welzheim
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Fortsetzung: haupt“, das beste Stück Vieh aus sei-
Am Rande lag der Wald. So sah es nem Stall. Das blieb so bis zur Aufhe-
noch 1770 aus. Damals zählte es 48 bung des Klosters im Jahre 1803.
,,Hofreiten". Die Bauern, auch Hübner Als im Jahre 1063 die Abtei Seligen-
genannt, lebten friedlich als „Kloster- stadt unter die Botmäßigkeit des Kur-
leute“ auf ihren Höfen, die Huben fürsten von Mainz geriet und ihre
hießen. Wenn der Hofbauer starb, Reichsunmittelbarkeit verlor, wurden
erbte nach dem „Empfangsrecht“ auch alle Bauern auf Klostergütern
der älteste oder tüchtigste Sohn das Untertanen und Leibeigene des Kur-
Gut, allerdings mit Zustimmung des fürsten mit besonderen Pflichten.
Klosters. Im 16. Jahrhundert bestand Diese waren zur Zeit des Absolutis-
in Klein-Welzheim sogar ein Hübner- mus nach dem Dreißigjährigen Krieg
gericht. Ein Weistum, das heißt eine besonders drückend. Unter anderem
alte Rechtsüberlieferung, berichtet mussten die Bauern Frondienste leis-
uns über die Rechte der Klein-Welz- ten, wenn der Landesherr auf die
heimer Bauern und des Gerichts- Jagd zog. Sie taten Treiberdienste
herrn. Das war damals der Junker und fuhren das erlegte Wild auf
Eberhard von Babenhausen aus dem Wagen zum Main, auf dem es mühe-
Geschlecht der Brechter. Diese los nach Mainz befördert werden
waren Ritter und Burgmannen der konnte. Sie mussten auch den Kü-
Grafen von Hanau, deren eine Linie chenwagen des Kurfürsten mit Holz
in Babenhausen ihren Sitz hatte. Der versorgen, wenn er in Seligenstadt
Gerichtsherr hielt mit den Schöffen Hof hielt. Sie mussten Hand- und Ge-
auf einem Hübnerhof Gericht und be- spanndienste leisten, wenn die
handelte die Erbfälle, auch Übergabe Stadtbefestigung von Seligenstadt
und Tausch von Grundstücken nach ausgebessert oder die Stadtgräben
den herkömmlichen Grundsätzen. Er von Schutt und Schlamm ausge-
saß an einem Tisch, der mit einem räumt werden mussten. Zuletzt arbei-
weißen Tuch gedeckt war. Darauf teten sie mit beim Bau des
lagen ein Laib Brot und ein Käse zum Lustschlößchens „,Schönbusch“ bei
Imbiss. Als Nachtlager dienten ihm Aschaffenburg und dessen Garten-
ein Haufen Stroh und zwei weiße anlagen. Dafür erhielten sie keinen
Leinlaken. So genügsam waren da- Lohn, sondern nur Verpflegung.
mals die Juristen! Die Hübner stan- Wenn schließlich einem leibeigenen
den zum Kloster als ihrem Untertanen gestattet worden war, in
Grundherrn in einem losen Abhängig- ein anderes Dorf zu ziehen, musste er
keitsverhältnis. Als Anerkennung der Nachsteuer und eine Leibeigen-
Hörigkeit lieferte jeder Hübner jähr- schaftsabkaufsgebühr bezahlen als
lich das „Fastnachtshuhn“ ab und Entschädigung für entgangene Ver-
zahlte bei seinem Ableben als Erb- mögenssteuern und Frondienste.
schaftssteuer das sogenannte „Best- Fortsetzung nächste Seite.