Page 35 - 1250 Jahre Klein-Welzheim
P. 35
NORM=g~ÜêÉ========== häÉáåJtÉäòÜÉáã PR
Fortsetzung: tern, gräflichen Beamten zu Pferd, von
Das alles wurde ziemlich spät nach der den Dörfern erhoben. Erst 1784 teilten
Französischen Revolution zwischen die Obermärker ihren Wald unter sich
1792 und 1823 durch Geld „,abge- auf, nachdem er durch Raubbau fast
löst“. Erst dann waren die Bauern wie- ganz ausgeplündert worden war.
der „frei“. Klein-Welzheim gehörte mit den „Ge-
Im Mittelalter schlossen sich die Bau- meinheiten“ Froschhausen, Klein-Krot-
ern der Dörfer Klein-Welzheim, Zellhau- zenburg, Mainflingen und Zellhausen
sen und Mainflingen zu einem zur Zent Seligenstadt. Das war eine im
Interessenverband zusammen. Das Spätmittelalter entstandene gerichtli-
war die sogenannte „Obermark“, die che und militärische Struktur. Innerhalb
dem Kloster eng verbunden war. Im der Zent gab es zunächst das Abtsge-
Märkergericht, das zweimal im Jahr richt. Vor ihm wurden die Grundstücks-
tagte, wurden die Rechte und Pflichten angelegenheiten behandelt.
und die Übertretungen der Markbe- Die Kriminalfälle kamen vor das Stadt-
wohner behandelt: Das Weiderecht gericht des Fauts von Seligenstadt.
und die Waldnutzung. Es handelte sich Sittentälle und kirchliche Sachen be-
sowohl um die Stoppelweide auf den handelte das Sendgericht des Archi-
Äckern nach der Ernte als auch um die diakonats Aschaffenburg. Andererseits
Waldweide und die Beschaffung von war die Zent auch eine militärische Or-
Brennholz und Bauholz. ganisation.
Seit 1597 durften die Klein-Welzheimer Die wehrfähige Mannschaft von Klein-
Bauern nach der Ernte ihr Vieh auf das Welzheim bestand 1612 aus einem
Gelände bei der Wasserburg treiben, Trommler, einer Rotte von sieben Mann
wo sich ein vom Kloster selbst bewirt- mit langen Spießen und fünf Mann, die
schafteter Hof befand. Dafür musste mit Musketen oder Armbrüsten be-
ihr Flurschütz auch die klösterlichen waffnet waren. Sie gehörten zur 300
Äcker schützen. Das Jahr über weidete Mann starken Zentmannschaft. Diese
das Vieh in den Wäldern die Kühe und musste in Friedenszeiten zur Begrü-
Schafe, die Pferde und „chweine. Da ßung der Kurfürsten oder anderer
aber der „Bauernwald“, der den Ober- hoher geistlicher und weltlicher Wür-
märkern gehörte, und der abteiliche denträger aufmarschieren. Im Krieg bil-
Forst im Wildbann Dreieich lagen, wo deten sie die Besatzung von
der Kaiser ursprünglich allein zu jagen Seligenstadt, wohin auch die Einwoh-
berechtigt war, mussten die Bauern ner der Zentdörfer fliehen konnten,
,,Wildgefälle“ bezahlen; denn durch oder sie zogen ins Feld, wenn eine
den Viehtrieb in den Wald wurde die Fehde ausbrach, so während der
Futtergrundlage des Wildes geschmä- Mainzer Stiftsfehde 1461/63 und im
lert. Krieg des Markgrafen Albrecht Alcibia-
Die Abgaben an „,Wildhafer“ und des von Brandenburg-Kulmbach 1552.
Geld wurden von den Wildbannberei- Fortsetzung nächste Seite.