Page 37 - 1250 Jahre Klein-Welzheim

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Fortsetzung: weimarische und französische Trup-
Klein-Welzheim lag bis zum 19. Jahr- pen die Wasserburg und einen Teil von
hundert an einer wichtigen Verkehrs- Seligenstadt, Klein-Krotzenburg geht
straße des Reiches, der sogenannten in Flammen auf. Hunger, Pest und
,,Geleitsstraße“. Schon die römischen Krieg dezimierten die Bevölkerung.
Kohorten waren hier vorbeimarschiert 1649 endlich müssen die Zentunterta-
auf festem, geschottertem Unter- nen 1000 Gulden schwedische Kriegs-
grund. Ein Wegweiser aus dieser Zeit entschädigung bezahlen.
kam einst von hier ins Museum nach Von 16 Familien in Klein-Welzheim ist
Darmstadt. Im Mittelalter fuhren hier nur eine übriggeblieben. Vom Dorf ste-
die Geleitzüge der Kaufleute aus dem hen noch drei armselige Hütten.
deutschen Süden, die Waren vor allem Im Österreichischen Erbfolgekrieg
aus den Freien Reichsstädten Nürn- kam es 1743 bei Dettingen zwischen
berg und Augsburg zur Frankfurter Engländern, Österreichern und Fran-
Messe brachten oder von dort zurück- zosen zu einer blutigen Schlacht. Das
kehrten. Auch auf dem Main verkehr- linke Mainufer war von den Franzosen
ten Geleitsschiffe, die mit schweren lange Zeit besetzt, die Ernte wurde
Gütern, wie Eisen, Kupfer, Fässern und vernichtet. Im deutschen Befreiungs-
Ballen, beladen waren. Die Bauern der krieg 1813/15 werden in Klein-Welz-
Zent mussten während der Geleitszeit heim Lebensmittel und Fuhrwerke
die Wege bewachen und die „, requiriert. Im Deutschen Bruderkrieg
Schläge“, d.h. die Wegsperren hüten, 1866 kamen die Preußen und verlang-
damit kein Reisender den Zöllen ent- ten Gespanndienste. Die beiden Welt-
wischte oder Gesindel lange Finger kriege verursachten große Opfer an
machen konnte. Alle Wachdienste hör- Gut und Blut. Im ersten (1914-18) be-
ten zum Frondienst. klagte die Gemeinde 70 Gefallene und
Klein-Welzheim blieb im Verlauf seiner im zweiten (1939-45) 70 Tote und Ver-
Geschichte von Kriegen nicht ver- misste.
schont. Vor allem der Dreißigjährige Bis ins 19. Jahrhundert hinein war
Krieg war es, der den Ort und seine Klein-Welzheim ein Dorf mit rein bäu-
Bewohner fast vernichtete. 1622 be- erlicher Bevölkerung geblieben. Mit
setzte der Feldherr der Liga, Graf Tilly, der beginnenden Industrialisierung
die Mainlinie. Die Dörfer hatten dabei Deutschlands änderten sich auch hier
unter Einquartierungen zu leiden. 1631 die Verhältnisse.
bis 1634 hielten die Schweden Kloster Nachgeborene Bauernsöhne wurden
und Stadt Seligenstadt besetzt und Arbeiter. Zunächst litt der Ort an Über-
plünderten die ganze Gegend aus. Die völkerung, das heißt die Landwirt-
fünf Zentdörfer wurden von ihren Be- schaft konnte die wachsende Zahl der
wohnern verlassen. 1636 fliehen die Bewohner nicht mehr ausreichend er-
Zenteinwohner wieder in die Wälder, nähren.
Hungersnot bricht aus. 1646 zerstören Fortsetzung nächste Seite.